AUTOMOBILINDUSTRIE

Case Study: Erfolgreiche Neuausrichtung einer Kuststoffspritzguss-Abteilung in der Automobilindustrie

Ausgangssituation

Ein globaler Top-Ten-Automobilzulieferer stand vor erheblichen Herausforderungen in seiner Kunststoffspritzguss-Abteilung. Über einen Zeitraum von zehn Jahren hatte sich diese Organisationseinheit zum strukturellen Engpass des gesamten Werks entwickelt. Mit massiven Rückständen, unzureichender Lieferperformance und einer inakzeptablen Qualitätslage wurde sie zunehmend zum Problemfeld für alle nachgelagerten Produktionsstufen. Sieben Führungskräfte hatten innerhalb dieser Zeitspanne versucht, eine nachhaltige Verbesserung herbeizuführen – ohne Erfolg. Die Folge: Die Abteilung galt als unattraktiver Arbeitsplatz, Mitarbeiter wechselten in andere Bereiche oder verließen das Unternehmen. Die resultierenden Effekte gefährdeten nicht nur die Profitabilität, sondern auch die Zukunftsfähigkeit des gesamten Standorts mit seinen rund 800 Mitarbeitern.

Identifizierte Kernprobleme

Eine initiale Analyse der Organisation deckte gravierende strukturelle und operative Mängel auf:

  1. Führungsdefizite: Mangel an disziplinierter Steuerung und Verantwortungsbewusstsein
  2. Unzureichende Prozesse: Fehlende Planung, mangelnde Kommunikation und geringe Problemlösungskompetenz
  3. Schlechte operative Kennzahlen:
  • Maschinenverfügbarkeit bei lediglich 50%
  • Krankheitsquote von 12%
  • Rückstand auf kritische Kundenaufträge in bedrohlicher Höhe
  • Qualitätsprobleme mit täglichen Reklamationen
  • Schlechte Termintreue und hohe Sonderfrachtkosten
  • Geringe Mitarbeitermotivation: Hohe Fluktuation und fehlende Identifikation mit der Organisation

Intervention

In enger Abstimmung mit der Werksleitung wurde eine stringente Turnaround-Strategie entwickelt und umgesetzt. Die Maßnahmen folgten einem strukturierten Drei-Phasen-Ansatz:

1. Sofortmaßnahmen zur Stabilisierung

  • Fokussierung auf den Kunden: Transparente Kommunikation mit internen und externen Kunden über geplante Verbesserungen und kurzfristige Maßnahmen
  • Durchsatzsteigerung als Priorität: Schnelle Identifikation und Eliminierung der größten Engpässe, was zu einer Erhöhung der Maschinenverfügbarkeit um 25% innerhalb der ersten sechs Wochen führte
  • Eskalation kritischer Themen: Direkte Intervention bei Lieferengpässen zur Vermeidung von Produktionsstillständen in nachgelagerten Bereichen

2. Strukturelle Neuausrichtung der Organisation

  • Reorganisation der Führungsstruktur: Etablierung eines schlagkräftigen Management-Teams mit klaren Verantwortlichkeiten
  • Optimierung des Produktionsmanagements: Einführung einer stabilen Planungsstruktur zur Verbesserung der Fertigungssteuerung
  • Implementierung von Lean-Prinzipien: Einführung von 5S und strukturierten Problemlösungsansätzen zur nachhaltigen Effizienzsteigerung

3. Nachhaltige Verankerung und Skalierung

  • Talentakquise: Rekrutierung eines erfahrenen Bereichsleiters sowie technischer Experten zur langfristigen Stabilisierung der Organisation
  • Reduzierung der Abwesenheitsquote: Durch Maßnahmen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen wurde die Krankheitsrate innerhalb von 14 Wochen von 12% auf 7,5% gesenkt
  • Verbesserung der Termintreue: Die Einführung disziplinierter Auftragssteuerungsmechanismen führte zu einer OTD-Steigerung auf 80%
  • Rückstandsabbau: Innerhalb von zehn Wochen wurde der kritische Produktionsrückstand vollständig eliminiert

Ergebnisse und Lessons Learned

Innerhalb eines Zeitraums von fünf Monaten konnte die Kunststoffspritzguss-Abteilung grundlegend transformiert und als leistungsfähige Organisationseinheit neu aufgestellt werden. Wesentliche Erfolgsfaktoren waren:

  • Stringente Führung: Konsequente Steuerung und klare Kommunikation der Erwartungen
  • Fokus auf schnelle Erfolge: Die Priorisierung greifbarer „Quick Wins“ schuf unmittelbare Akzeptanz und Momentum
  • Strukturierte Problemlösung: Nachhaltige Veränderungen wurden durch datenbasierte Entscheidungen und methodische Verbesserungen erzielt.

 

 

 

 
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